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Literarische Bildung

»Edel sei der Mensch, / Hülfreich und gut!«

Plädoyer gegen das Adjektiv »gut«

In Texten kommen ­wenige Adjektive sehr oft vor und viele Adjektive sehr selten. Zu den beliebtesten Wörtern deutscher Sprache zählt das Positiv »gut« mit seinem Komparativ »besser« und seinem Superlativ »am besten«. Als Eigenschaftswort ist es bereits im Althochdeutschen belegt und wird somit seit rund 1.200 Jahren mißbraucht. Streng genommen bedeutet »gut« moralisch einwandfrei, »gut« gehört damit zur Moralphilosophie und weder zur Ästhetik noch zur Erkenntnistheorie. Die Trias »Dem Wahren, Schönen, Guten« erinnert daran: Erkenntnis (Wahrheit), Ästhetik (Schönheit) und Moral (Verhalten). Dass mit dem Gebrauch des Adjektivs »gut« immer ein moralisches Urteil gefällt wird, macht das Gegenteil von »gut« klar: »böse«, »schlecht«, »boshaft« usw.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen erscheint es absurd, »Die besten Restaurants« aufzulisten, über »gutes Wetter« zu parlieren oder »Vom Guten das Beste« zu verlangen. Kein Musikkritiker käme auf die Idee zu urteilen, das Konzert sei »gut« gewesen oder die Sängerin hätte »gut« gesungen. Um zum Beispiel eine Restaurantkritik zu schreiben, sollten wir uns originellere Eigenschaftswörter aussuchen als »gut«.

Abbildung: Gedicht »Das Göttliche«, Handschrift von Goethe, frühe Fassung, aus: Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Leipzig 1932, S. 102.

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