Schiller mochte Äpfel. Sein Vater war Pomologe, züchtete Apfelbäume und schrieb als Leiter der herzoglichen Hofgärten ein Standardwerk über Baumzucht. Äpfel waren also bereits in Friedrich Schillers Elternhaus ein Thema. Auch in seinen Dramen spielen Äpfel eine Rolle, erinnert sei nur an den berühmten Schuss Wilhelm Tells.
Das Aroma der Früchte inspirierte Schiller. In der Schublade seines Schreitisches lagen immer Äpfel, die ihren würzigen Duft verströmten. Mit zunehmenden Alter liebte der Dichter vor allem den Geruch faulender Äpfel. Seine Frau Charlotte bemerkte, dass ihr Mann ohne den Duft vermodernder Äpfel nicht schreiben könne.
Jedoch waren nicht alle von dem Raumduft begeistert. »Eine Luft, die Schillern wohltätig war, wirkte auf mich wie Gift«, soll Goethe am 7. Oktober 1827 zu Eckermann gesagt haben. Goethe: »Ich besuchte ihn eines Tages, und da ich ihn nicht zu Hause fand, so setzte ich mich an seinen Arbeitstisch, um mir Dieses und Jenes zu notieren. Ich hatte aber nicht lange gesessen, als ich von einem heimlichen Übelbefinden mich überschlichen fühlte, welches sich nach und nach steigerte, so daß ich endlich einer Ohnmacht nahe war. Ich wußte anfänglich nicht, welcher Ursache ich diesen elenden, mir ganz ungewöhnlichen Zustand zuschreiben sollte, bis ich endlich bemerkte, daß aus einer Schieblade neben mir ein sehr fataler Geruch strömte. Als ich sie öffnete, fand ich zu meinem Erstaunen, daß sie voll fauler Äpfel war. Ich trat sogleich an ein Fenster und schöpfte frische Luft, worauf ich mich denn augenblicklich wieder hergestellt fühlte. Indes war seine Frau wieder hereingetreten, die mir sagte, daß die Schieblade immer mit faulen Äpfeln gefüllt sein müsse, indem dieser Geruch Schillern wohltue und er ohne ihn nicht leben und arbeiten könne.«
Mit der Anekdote illustrierte Goethe, wie es sich von Schiller unterschied. Schiller und Goethe waren Naturen sehr verschiedener Art, »nicht bloß in geistigen Dingen, sondern auch in physischen«.