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Marie-Antoinette und die Hühner

Mit ihrem »Hameau de la Reine« machte sich die Hochadelige bei ihren Untertanen, vorsichtig formuliert, nicht beliebt.

Marie-Antoinette erhielt 1774 von ihrem Gemahl, dem französischen König Ludwig XVI., das Lustschloss »Petit Trianon« zum Geschenk. Um den Landsitz ließ sie ein kleines Staffagedorf mit einer Mühle, einer Fischerei, einer Molkerei und einen Bauernhof bauen.

Wenn Marie-Antoinette die strenge Etikette am Versailler Hof nervte, floh sie in diese ländliche Idylle, schlüpfte in die Rolle einer einfachen Dorfbewohnerin und sorgte sich um ihr Federviehvolk. Hühner genossen bekanntlich seit Heinrich IV. in Frankreich einen Sonderstatus, vom »poule au pot« für alle bis hin zum »Volaille de Bresse« für alle Feinschmecker. Jeder Stand geht mit Hühnern unterschiedlich um. Der Adel schießt das Geflügel gerne vom Himmel, der Rest sperrt das Federvieh in Ställen, modern formuliert in »Chick Inns«. Darin krähen Hühner zwar den Füchsen zum Hohn, aber der Verschlag bleibt was er ist, ein Gefängnis. Die Geschichte Marie-Antoinettes mit ihren Hühner endete tragisch. Mit ihrem »Hameau de la Reine» machte sich die Hochadelige bei ihren Untertanen, vorsichtig formuliert, nicht beliebt. Ihr Ruf litt, weil ihre Botschaft, sie gäbe sich einem ländlichen, erdverbundenen Leben hin, nicht nur bei den Bäuerinnen und Bauern als Teile des »Dritten Standes« kein Amüsement hervorrief, sondern besonders Revolutionäre aufregte. Am Ende karrten die Aufrührer Königin Marie-Antoinette als »Witwe Capet« zur Guillotine. Die Revolution hatte zwar damit eine Schlacht gewonnen, aber die Monarchie war noch lange nicht besiegt.



Abbildung: »La belle poule«, Gemälde von Wilhelm Böttner, 1784

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