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Die Kunst des Schreibens: Adjektive sind Gewürze, keine Nahrung

»Geizen Sie mit Adjektiven und prüfen Sie jedes Adjektiv kritisch«

»Geizen Sie mit Adjektiven und prüfen Sie jedes Adjektiv kritisch«, riet ich Ihnen in meinem Beitrag zum Thema »10 Gebote für einen schönen Stil«. Als ich in diesem Semester mit meinen Studierenden die »Adagia« des Erasmus von Rotterdam behandelte, fand ich meine Regel bestätigt. Im Kapitel »Inwieweit man Adagia nutzt« (»Quatenus utendum agagiis«) zitiert Erasmus eine Passage aus der »Rhetorik« des Aristoteles. Darin mahnt der Philosoph, Adjektive (»Epitheta«) seien nicht wie Nahrung (»cibus«), sondern als Gewürze (»condimentum«) zu genießen, d.h. sie dienten nicht zum Sättigen, sondern zur Anmut (»gratia«).


Quellen: ASD II, 1, S. 66; Aristoteles, Rhet. III, 1406 a 18–19; Abbildung: Zeichen des venezianischen Druckers Aldus Manutius, 1502 (»Festina lente« – »Eile mit Weile«)

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