Ein Herr trinkt nie Alkohol. Der Herr rät dringend jedem davon ab, Alkohol zu trinken. Denn für ihn lautet die Frage übersetzt: »Trinken Sie Ethanol?« oder »trinken Sie C2H6O?« Alkohol gehört für ihn ins Chemielabor; übrigens einer der Orte, die ein Herr niemals beträte. Auch das Wort »trinken« in der Frage ist für den Herrn nicht zu akzeptieren. Beim Verb »trinken« schwingt in der deutschen Sprache nämlich immer das übermäßige Trinken mit, das zum Alkoholismus führt.
»Trinken Sie Alkohol?« entlarvt den Fragenden als einen Ethikapostel sowie Genußfeind. Das ist dem Herr genauso zuwider, wie wenn jemand behauptet, das Essen sei »gut« (dazu demnächst mehr).
Stattdessen denkt der Herr beim Monte Vacano Riesling, spricht beim Chateau Margaux 1er Cru und macht beim Dom Pérignon Dummheiten. Er nippt an einem Wodka Martini oder labt seinen Durst mit einem Pils aus der ältesten Privatbrauerei Südhessens. Immer geht es ihm nur um eine Sache: Genuss. Genuss zählt wie Geschmack zur Ästhetik und nicht zur Moralphilosophie.