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Esskunst und Tafelkultur

Essen wie Gott am Hofe Ludwigs XIV.

»Mit Salat gewinnt man keine Freunde« (Homer Simpson)

Für den französischen Aufklärer Voltaire war das »Zeitalter Ludwigs XIV.« nicht nur das »aufgeklärteste aller bisherigen Zeitalter«, sondern nach der griechischen und der römischen Antike sowie der Renaissance in Italien die »vollkommenste« Epoche der Geschichte. Auf allen Gebieten habe der Sonnenkönig Großes geleistet, so auch für die Tafelkultur und die Kochkunst. Sein Jahrhundert war ein Jahrhundert der Neuerungen. Folgen wir dem Höfling Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon und Elisabeth Charlotte von der Pfalz, dann entstanden alle diese Neuerungen aufgrund der Erwartungen eines hungrigen französischen Königs: »An Appetit mangelte es ihm [Ludwig XIV.] nie in seinem Leben, ohne jemals hungrig gewesen zu sein oder etwas zu essen zu brauchen, auch wenn ihn der späte Zufall manchmal zum Essen veranlasst hatte. Aber bei den ersten Suppenlöffeln machte sich immer der Appetit breit und er aß nachts und morgens so ausgiebig und so fest und so gleichmäßig, dass man sich nie an den Anblick gewöhnte. Sein ganzes Leben lang hatte er sehr wenig Brot gegessen und sehr lange nur die Krümel verbraucht, weil er keine Zähne mehr hatte. Die Suppe in größerer Menge, das sehr klare Hackfleisch und die Eier machten das wieder wett.« Und: »Das ganze Jahr über aß Ludwig XIV. zum Abendessen eine ungeheure Menge Salat. Seine Suppen, von denen er mehrere abends und morgens aß, und zwar in jeder Menge, […] waren voller Jus und von äußerster Stärke, und alles, was ihm serviert wurde, war mindestens doppelt so viel mit Gewürzen versehen, die man normalerweise reinsteckt und sehr stark. Er aß keinerlei Wildbret, auch kein Wassergeflügel, aber ansonsten ausnahmslos alles Fette und Magere.«
Genauer betrachtet, war das Vergnügen Ludwigs XIV. am Essen aber eher der Anlass und nicht der Grund für eine »Revolution des Geschmacks«, die Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich ausbrach und den Aufstieg der französischen Küche zum Maß aller Küchen anstieß. Bevor die Menschen leben konnten wie »Gott in Frankreich« mussten sie erst lernen zu »Essen wie Gott am Hofe Ludwigs XIV.«

Abbildung:

François-Pierre de La Varenne, der Koch Maria Medicis, hatte bereits in den 1650er Jahren zwei Rezeptsammlungen veröffentlicht, »Le Cuisinier François« (1651) und »Le Pastissier François« (1655). Das Kochbuch des unter dem Pseudonym schreibenden Autor La Varenne war mit über 60 Auflagen das erfolgreichste Kochbuch des 17. Jahrhunderts. Darin verrät er die Geheimnisse, wie Speisen delikat zubereitet werden (Vorwort). »Le Cuisinier François« war das erste einer Reihe von Kochbüchern, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die französische Küche prägten.

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