Kategorien
Gebote eines Herrn

6. Gebot: Weißes Hemd mit Manschetten!

»Die in Hemden liegen, sind zu loben«

Das Hemd ist die erste und letzte Hülle eines Menschen. Dazwischen gibt es zu jedem Alter und Anlass das passende Hemd. Ohne Hemd ist jeder Mann nackt. Nur das Hemd garantiert gesellschaftliche Anerkennung. Andere Oberbekleidungen sind speziellen Berufen vorbehalten, wie zum Beispiel T-Shirts Arbeitern, Sweater Ruderern oder schwarze Rollkragenpullover Truppenunterhaltern an der Front. Allein das Hemd macht den Herrn.
Das ideale Hemd ist weiß, hat einen gesteiften Kragen, Kragenstäbchen, Perlmuttknöpfe und an den Enden der langen Ärmel jeweils eine Krause, die auf dem Handgelenk aufliegt. Ideal ist die Umschlagmanschette, weil sie dem Herrn die Möglichkeit gibt, neben einer Perpétuelle einen weiteren Schmuck zu tragen: Manschettenknöpfe. Übrigens sollten die Manschettenknöpfe nie neu sein, sondern immer ererbt oder zumindest gebraucht.
Einfache oder doppelte Ärmelaufschläge waren seit der Renaissance bei Frauen und Herren gleichermaßen beliebt. Meist waren sie mit Spitzen verziert, weshalb sie im 16. Jahrhundert in deutschsprachigen Quellen auch als »Handkrausen« vorkommen.
Vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. übernahmen die deutschen Höfe das Wort »Manschetten«. »Manchette« ist das Diminutiv des französischen Substantivs »manche«, was übersetzt »Ärmelchen« heißt. Dem Lateiner fällt sofort die Nähe zum Hauptwort »manus«, die Hand auf.
Wer große Manschetten an seinen Ärmeln hat, scheut die Mensur. So bürgerte sich aus der Studentensprache im 18. Jahrhundert die Redewendung »Manschetten haben« im Sinne von »vor etwas Angst haben« ein, mit zahlreichen Varianten wie »Manschetten bekommen« (Angst vor Entdeckung haben), »Die Manschetten flattern ihm« (er hat Furcht) oder »Jemand schöne Manschetten machen« (jemanden einen Streich spielen).

Was der Hemdkragen für den Hals sind die Manschetten für die Hände. Beide müssen unter dem Anzug sichtbar sein, sonst fehlt die Eleganz.

Aktuell diskutieren Londoner Herrenausstatter, ob man unter dem Hemd ein Unterleibchen tragen sollte. Die Mehrheit der Konfektionäre plädiert dafür, das Hemd auf nackter Haut zu tragen: Das Hemd liegt nahe an, die Haut aber noch näher.

Abbildung:
Bei meinem Besuch in der Berliner Gemäldegalerie sah ich in der »Schachpartie« (1508) von Lucas van Leyden verschiedene Formen von Manschetten.

Literatur:
Das Standardwerk zum Thema Mode ist immer noch »Das große Bilderlexikon der Mode. Vom Altertum zur Gegenwart« von Ludmilla Kybalová, Olga Herbenová und Milena Lamarová (Prag 1966 u. ö.). Das Buch enthält viele Abbildungen und thematisiert im ersten Teil das Wesen und die Wirkung der Mode von 3000 v. Chr. bis zu den 1970er Jahre. Der zweite Teil erläutert den Formwandel modischer Accessoires. Dort finden sich auch zahlreiche Bildquellen zu den Themen Kragen, Krawatte, Ärmel und – Manschetten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .